Frühförderung im Rauhen Haus

Logopädie

Die Sprachentwicklung eines Kindes beginnt bereits im vorsprachlichen Bereich. Durch stimmliche Äußerungen macht sich der Säugling bemerkbar und die Umwelt gibt der Äußerung durch Reaktion einen Sinn. Das Kind entwickelt dadurch die Idee, dass es mit seiner „Sprache“ Einfluss nehmen kann. Das ist der Motivator für die weitere Sprachentwicklung. Diese findet parallel zur Spiel- und Individuationsentwicklung statt. Sprache ist ein Stellvertreter für die Realität. Wir brauchen sie als Symbol, um über Dinge, Handlungen und Gefühle zu berichten, die nicht sichtbar, hörbar oder fassbar sind. Daher ist die Logopädie im Rahmen der Frühförderung überwiegend durch das Spiel geprägt.

Bereiche der Logopädie

Sprachentwicklungsverzögerungen/-störungen: Die kindliche Sprachentwicklung stellt eine komplexe Gesamtleistung dar. Sie beinhaltet die rasante Zunahme des Wortschatzes, das Erlernen von adäquaten Grammatikkenntnissen sowie das Erlernen der Laute und des Lautsystems. Ist die Entwicklung verzögert oder gestört, brauchen die Kinder therapeutische Unterstützung.

Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte (LKG): Bei Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten handelt es sich um angeborene Fehlbildungen unterschiedlichster Erscheinungs- und Ausprägungsform. Dabei haben sich Teile der Mundpartie (z. B. Lippen oder Gaumen) während der Schwangerschaft nicht ausreichend entwickelt.

Dyslalie: Eine Dyslalie ist eine Sprechstörung, bei der einzelne Laute oder Lautverbindungen nicht korrekt gebildet werden können. Grund hierfür können beispielsweise eine Muskelschwäche der Lippen und Zunge, Zahnfehlstellungen oder eine eingeschränkte Wahrnehmung im Mundbereich und/oder des Hörens sein.

Fütterstörungen: Bei einer Fütterstörung handelt es sich um eine Störung der Nahrungsaufnahme bei Säuglingen und Kleinkindern. Sie kann verschiedene Ursachen haben. Häufig tritt sie posttraumatisch bedingt bei ehemaligen Frühgeborenen oder bei Kindern nach Operationen mit vielen Negativ-Erlebnissen im Mund-Nasen-Raum (z. B. Intubation, Absaugen, Magensonde) auf. Die Störung äußert sich beispielsweise durch eine Unlust, Weigerung oder Unfähigkeit des Kindes, die angebotene Nahrung aufzunehmen. Als Folge kann eine Störung in der Fütterinteraktion zwischen Eltern und Kind entstehen.

Castillo-Morales®-Konzept

Dr. Rodolfo Castillo Morales, ein argentinischer Arzt, entwickelte seit den 1960er Jahren eine Therapieform zur Förderung der sensorischen und motorischen Fähigkeiten mit einem Behandlungsschwerpunkt im Mund-Gesicht-Bereich. Seit den 1980er Jahren ist das Konzept auch in Deutschland bekannt. Es wird überwiegend bei Säuglingen und Kindern mit folgenden Symptomen angewandt: muskuläre Hypotonie, u. a. nach Frühgeburt oder z. B. bei Kindern mit Down-Syndrom (Trisomie 21), muskuläre Hypertonie (Cerebralaresen), Fehlbildungen wie Lippen-Kiefer-Gaumensegel-Spalten, Störungen der Nahrungsaufnahme, Sondenentwöhnung.

Das Konzept unterstützt die neuromotorische Entwicklung und fördert u. a. die Aktivierung und Regulierung von Funktionen wie Saugen, Schlucken, Speichelkontrolle, Kauen, Mimik und Artikulation.